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Guten Tag,

oft habe ich nach Tipps gesucht, Anregungen und Mut machende Reiseberichte von Leuten, auch jenseits der Fünfzig, mit Begeisterung gelesen. Früher war ja alles einfacher. Da bist Du einfach losgefahren und hast in der Pampa auch mal die Fußdichtung an der 75/5 gewechselt. Aber heute an der viel zu hohen und schweren Adventure?

Uwe vom freundlichen BMW Händler sagte, Du brauchst gar nix an Ersatzteilen mitnehmen. Fahr doch einfach
Er sollte Recht behalten.

Also habe ich im frühen Sommer 2007 meinen ganzen Mut gerafft und bin alleine von Emmendingen nach Amorgos (Kykladen) aufgebrochen. Im ADAC Training vorher habe ich meine Angst vor Rechtskurven versucht zu besiegen.
Eigentlich wollte ich ja am Dienstag den 15. Mai gefahren sein.

Das Moped stand unterm Sonnenschirm, war fertig, der Anlasser schnurrte wie eine Katze ............und schnurrte und schnurrte und schnurrte.
Der gelbe ADAC Engel sprach Stunden später von einer kaputten Benzinpumpe und auf dem schmalen Abschlepphänger gings nach Freiburg zu BMW Märtin. Uwe spendierte Kaffe und konnte mir in Windeseile helfen. Ich habe vorher was kaputtgeschraubt. Am Dienstag Nachmittag war ich dann wieder zu Hause, die Wohnung strahlte mich an, habe sie vor der Abfahrt ja noch saubergeputzt.
Mittwoch sollte es dann wirklich losgehen. Aber erst mal wieder umpacken, neue Gewichtsverteilung, das schwere Zeugs in die Alukisten nach unten, meine Bücherei bleibt erstmal auf dem Gepäckträger

Der Brenner begrüßte mich mit Sonne. 15 Oldtimer und 30 sonnenbebrillte FahrerInnen schauen mir zu, wie ich fast mit diesem schweren Moped in das neben mir stehende rot-glänzende Austin Cabriolet gefallen wäre. Dieser Bock macht mir echte Probleme und ich fühle mich völlig überfordert mit dem Gewicht. In den Dolomiten geht’s dann wieder, die Laune bessert sich, der Mut steigt wieder im Sonnenschein und im Kurvenrausch der Sellarunde. Das ADAC Sicherheitstraining war richtig gut. Abends eine Massage von Gilberto in Arraba. Später schneeregnet es beim Saltimbocca. Die Bergspitzen sind weiss gepudert.
Donnerstag morgen schweißt mir ein Mechaniker ein fettes Stahlblech unter den Seitenständer. Das Moped bleibt nun von alleine stehen, bringt mich mit Freude und Sonne durch Friaul und Slowenien in die Einsamkeit der kroatischen Berge.
Beim Abendessen in der Pension Winnetou am Plitwitzer See schwärmt Christiane aus Heidelberg von Lex Barker. Ihr Mann Thomas sieht irgendwie anders aus und ich warte rechtschaffen müde auf Marie Versini.

Es regnet leicht am Freitagmorgen und am Abend möchte ich so gerne in Split sein. 3 Freunde von mir segeln dort.
Diese 235 km waren der Horror. Die drei hatten richtig Wind, mich blies die Bora fast vom Gestühl. Nasse Fahrbahn, Laub und Äste und 450 kg auf 2 Rädern. Die Böen packen dich von überall, blasen dich von links nach rechts, Du weißt nicht mehr, wie Du dich halten sollst. Angst ist hier kein Fremdwort mehr und Du schwitzt bei 10 grad. Die Landschaft sehe ich kaum. Du schaust dahin, wohin Du fahren willst. Gleichzeitig belauerst Du den Straßenbelag und schaust, in welche Richtung die Bäume sich biegen.
Irgendwo da draußen haben sich bei Gefahr immer die Helden meiner Kindheit getroffen. Jetzt gibt es dort nur ausgebrannte Häuser, Zeugen des Krieges vor nicht so langer Zeit. Die Sonne kämpft sich irgendwann durch die Wolken, der Wind bleibt. Hinter jedem Tunnel lauert er. Bleibe locker Jürgen, atme durch. Nur Wohnwagengespanne fallen auf den Brücken um. Split kommt in Sicht, die Bora fühlst Du nur. Es reisst dir den Lenker bald aus der Hand. Selbst in der geschützten Marina Kastella fällt er noch mit stetigen 60 Knoten unberechenbar die Berge runter.
Ich finde ein Zimmer, stelle die Kuh windgeschützt ab und warte dann auf die Jungs. Wir gehen Essen, trinken ein paar Bier, erzählen uns unsere Heldentaten und freuen uns über die wunderschöne Altstadt.

Weltkulturerbe.
Viele Städte wurden während des Krieges zum Kulturerbe erklärt.
Die Menschen nicht.
Samstag Morgen:
Ich höre, dass die Autobahn gestern gesperrt wurde. Windgefahr. Ich bleibe jetzt erstmal in Split, der Wind hat sich gelegt, die Jungs sind auf dem Weg nach Hause. Ich brauche Erholung und schaue dann mal, wie es so weitergeht.
Dubrovnik, Dienstag 22. Mai 2007
Sonntag war Ruhetag in Castello bei Split, rasieren, spazieren gehen, photographieren, Pizza essen, Ölstand prüfen. Ich liebe mein Motorrad, ich packe es neu. Ich liebe diesen herrlichen Cappucino, die Sonne, das Meer und die Zeit dafür zu haben, am Meer zu sitzen.
„Wenn Du die Hand in das Meer hältst, bist Du mit der ganzen Welt verbunden“.
(altes Croatisches Sprichwort)
Fettes Frühstück, aufsatteln und ab in den Süden. Der Duft von grünen Pinien, das leuchtende Gelb des blühenden Ginsters, das tiefe Blau des Meeres, grauer und griffiger Asphalt begleiten mich. Hellgraue Karstfelsformationen fliegen nur so vorbei.
Küstenstraßentraum.
Zi
garettenpause am Abgrund. Ein anderer BMW Fahrer mit kleinem Gepäck will auf den Spuren des Krieges in den Kosovo.

Aber dann stehen an der Brücke vor Dubrovnik Willy aus Bitburg mit seiner Frau und 2 Zimmern, Küche, Diele, Bad. Eine Honda? Nein, ein Möbelmoped. Wir lachen viel, photographieren uns gegenseitig und ich bekomme einen Kaffee aus der 10 Tassen fassenden Familienthermoskanne vom rechten Soziustrittbrett. Aus Angst die Fähre zu verpassen, haben ihre Uhren schon griechische Zeit. Die beiden rollen beständig auf Kreta zu.
Auf der Suche nach einem Campingplatz rolle ich an Dubrovnic vorbei. Nach 8 Km taucht das erste AutoCamp im Flussdelta auf.
Camping Idylle.
Ich ergreife die Flucht, drehe und finde direkt oberhalb der wiederaufgebauten Altstadt ein nettes Refugium. Alles mal wieder abladen, die Garage ist erst morgen frei.
Juchhu, nach einem fürstlichen Abendessen mit Kalamares risotto, nach einem Frühstück mit der Süddeutschen und der rot-weiss-schwäbischen Siegesprozession war ich soeben bei der Post. Geschafft. Kein Zelt mehr, keinen warmen Daunenschlafsack, keine selbstaufpustende Thermomatte. Sonstiger Kr
empel mit insgesamt 10 kg sind auf dem Weg nach Hause.

Meine Tauchausrüstung bleibt.
Morgen mache ich mich dann auf den Weg durch Albanien ins gelobte Land.
Aber erst mal gibt es heute Abend im Land der Civapcici Austern und Kalamares. Die sahen gestern so lecker aus.
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